Blowbackguide


Einleitung:
Die ersten Airsoftwaffen wurden mit Gas betrieben, wie bei den heutigen Paintball Markierern wurde zum Antrieb CO² oder Druckluft verwendet. Diese wurde in der Regel in einer entsprechenden Flasche auf dem Rücken mit sich getragen und mit einem Druckluftschlauch mit der Waffe verbunden. Heute werden diese Waffen als „Classic Guns“ bezeichnet und erzielen bei Sammlern teils astronomisch hohe Preise.
Als ab 1991 Tokio Marui die ersten AEGs (Automatic Electric Gun) auf den Markt brachte, eroberten diese schnell die Airsoftszene und die Gas-Langwaffen rückten in den Hintergrund. Bei den Kurzwaffen ist dies nicht gelungen, die AEPs (Automatic Electric Pistol) konnten die GBBs bisher nicht verdrängen und so werden auch heute noch die meisten Kurzwaffen auf dem Spielfeld mit Gas betrieben.
Seit einigen Jahren erfreuen sich die GBBRs (Gas Blow Back Rifles) aufgrund Ihrer realistischen Handhabung und des Rückstoßes immer größerer Beliebtheit. Auch die Gasflaschen kehren mit der Wiederentdeckung der HPA (High Pressure Air = Druckluft) Systeme auf die Airsoftspielfelder zurück.


Die verschiedenen Gassysteme:



NBB (Non Blowback):
NBBs sind alle Gaswaffen, bei denen kein Gas zum Erzeugen eines Rückstoßes (Blowback Effekt) verwendet wird. Das nachladen wird entweder manuell durchgeführt (Schrotflinten und Scharfschützengewehre) oder halbautomatisch über einen Double Action Abzug (Meist Pistolen, seltener Langwaffen).

Vorteile:
- Niedrigerer Gasverbrauch
- Weniger Kälteempfindlich
- Leise
- Günstig

Nachteile:
- Hoher Abzugswiderstand bei Halbautomaten
- Wenig Realismus
- Kein Verschlussfang
- Meist keine „schönen“ Magazine

Die Vorteile liegen klar im niedrigeren Gasverbrauch, so kann man aus manchen CO² Pistolen auch problemlos 400 Schuss verschießen, ohne die CO² Patrone nachfüllen zu müssen. NBBs können, Aufgrund der geringeren Belastung der Bauteile, auch aus Kunststoff hergestellt werden. Damit leiten sie auch weniger Kälte an das Magazin weiter, wodurch sie auch bei niedrigen Temperaturen eingesetzt werden können.
Zudem sind die NBB Systeme aufgrund des nicht repetierenden Verschlusses wesentlich leiser als GBB Systeme und damit prädestiniert für den Einsatz mit Schalldämpfern. NBBs sind günstig zu produzieren und daher auch weit unterhalb von 100€ zu haben. Da das Gas bei NBB Pistolen im Griffstück untergebracht ist, haben diese oft unschöne, schmale Magazine oder das Magazin ist in der Waffe fest eingebaut.

Halbautomatische NBBs haben den Nachteil, dass Aufgrund des Double Action Abzugs der Abzugswiderstand höher ist, als bei GBB Waffen. Bei manchen NBB Pistolen ist der Verschluss zwar beweglich, erfüllt jedoch keine Funktion, bei anderen NBBs ist der Verschluss nicht beweglich, wodurch der Realismus stark leidet. Systembedingt gibt es bei NBB Halbautomaten keinen Verschlussfang, man weiß daher erst ob das Magazin leer ist, wenn die Waffe leer schießt.


GBB (Gas Blowback):
GBBs sind alle Waffen, bei welchen ein Teil des Antriebsgases zum Repetieren des Verschlusses verwendet wird (Blowback Effekt). Das Nachladen erfolgt hier immer automatisch, wodurch alle GBBs Halbautomatisch funktionieren.

Vorteile:
- Rückstoß
- Realistische Handhabung
- Verschlussfang
- Energie teilweise einstellbar (NPAS)
- Leicht zu zerlegen

Nachteile:
- Hoher Gasverbrauch
- Kälteempfindlich
- Laut
- Hoher Verschleiß
- Wartungsintensiv
- Magazinkosten
- Magazinkapazität

Durch den Blowback Effekt sind GBBs von der Handhabung absolut realistisch, dies betrifft das Schussverhalten genauso wie den Nachladevorgang. Ist die Waffe leer geschossen, wird der Verschluss wie bei einer scharfen Waffe auch vom Verschlussfanghebel offen gehalten, nun kann das Magazin gewechselt und der Verschlussfanghebel wieder gelöst werden um weiter schießen zu können.
Da der Aufbau ähnlich wie bei einer scharfen Waffe ist, lassen sich GBBs auch entsprechend einfach zerlegen, meist wie beim Original. Diese realistische Handhabung macht die GBB Kurzwaffen bei Spielern äußert beliebt und somit sind GBBs die am meisten verwendeten Kurzwaffen auf dem Spielfeld.

GBBRs (Gas Blowback Rifle), liefern den selben Realismus wie die Kurzwaffen für Langwaffen. Diese sind immer öfter auf dem Spielfeld anzutreffen und haben die selben Vor- und Nachteile wie GBB Kurzwaffen. Bei einigen neueren GBBRs ist ein NPAS (Negative Pressure Adjustment System) verbaut, oder kann nachgerüstet werden, darüber lässt sich die Energie einstellen. Je kälter es ist, desto niedriger sollte man die Energie einstellen, da dann weniger Gas benötigt wird und das Magazin nicht so schnell abkühlt.
Da ein Teil des Gases für den Blowback Effekt verwendet wird, ist der Gasverbrauch bei GBBs höher als bei NBBs. Aufgrund des höheren Metallanteils am Magazin sind GBBs kälteempfindlicher als NBBs und neigen eher zum Cooldown Effekt. Auch die Lautstärke beim Schießen ist höher als bei NBBs, trotzdem bringt ein Schalldämpfer gute Ergebnisse, allerdings ist die Dämpfungsleistung nicht so hoch wie bei NBBs.
GBBs haben einen höheren Verschleiß als NBBs, da die Teile aneinander reiben, zudem müssen GBBs öfter gewartet werden.


HPA (High Pressure Air):
HPA Waffen werden über einen Schlauch (RemoteLine) mit Pressluft aus einer Flasche versorgt, die entweder an der Ausrüstung, im Rucksack des Spielers, oder direkt in der Waffe verbaut ist.

Vorteile:
- Nahezu Temperaturunabhängig
- Hohe Feuerrate
- Konstante Werte
- Energie einstellbar
- Es können günstige AEG Magazine verwendet werden

Nachteile:
- Flasche muss mitgeführt werden
- Schlauch kann störend empfunden werden
- Bei Undichtigkeiten kann nicht weitergespielt werden
- Flasche kann nicht einfach aufgefüllt werden

HPA Systeme können sowohl in Lang- als auch in Kurzwaffen eingebaut werden, sie haben den Vorteil, dass sie mit reiner Luft funktionieren und daher nahezu Temperaturunabhängig sind.
Hinzu kommt die hohe Feuerrate und die konstanten Werte. Über einen Regulator kann man die Energie den gerade vorherrschenden Gegebenheiten oder Spielregeln schnell anpassen. Ein weiterer Vorteil ist, dass bei HPA Systemen normale AEG Magazine verwendet werden können.

HPAs sind ein Rückschritt auf die Zeit bevor die AEGs die Airsoftwelt veränderten, entweder muss die Flasche direkt an der Waffe verbaut werden, was deren Optik meist stark beeinträchtigt, oder die Flasche wird an der Ausrüstung mitgeführt. Dazu muss diese über einen Druckluftschlauch mit der Waffe verbunden werden, diese Verbindung kann beim Spielen sehr hinderlich sein, dies empfindet jedoch jeder Spieler anders.
Ist etwas am HPA System undicht, kann sich die komplette HPA Flasche entleeren, ist keine Ersatzflasche, oder Möglichkeit zum Füllen vorhanden, kann mit der Waffe nicht weitergespielt werden. Das Befüllen der Flaschen ist nur mit einem Kompressor mit einem Arbeitsdruck von 200-300bar möglich, ein solcher Kompressor kostet neu um die 2000€. Die Flasche kann auch in einem Tauchshop, Paintballshop/spielfeld oder falls man gute Verbindungen hat auch bei der Feuerwehr, meist für einen kleine Spende in die Kaffeekasse aufgefüllt werden.


Gassorten:
Es gibt viele verschiedene Gassorten, welche sich in 4 Kategorien einteilen lassen:

Schwache Gase:
z.B. Begadi Light Gas, Begadi Maintenance Gas, Predator Gun Gas 144a

Diese Gase sind relativ schwach und für GBBs mit Kunststoffschlitten und NBBs geeignet. Das Maintenance Gas verfügt über einen hohen Anteil an Silikon und ist wie der Name schon sagt zur Pflege der Dichtungen im Inneren gedacht und nicht zum schießen, es kann auch benutzt werden um GBBs oder GBBRs zu pflegen.

Universal Gase:
z.B. Abbey Predator Ultra Gas, Abbey Brut Sniper Gas, Ultraair Power Gas

Diese Gase sind universell sowohl für NBBs als auch für GBBs (Metall und Plastikvarianten) verwendbar. Beim Predator Brut Sniper Gas wurde auf einen Silikonanteil verzichtet, dadurch bietet es die perfekte Performance auch für Halbautomatische Waffen, allerdings müssen die Dichtungen entsprechend oft gepflegt werden. Das Predator Ultra Gas ist wintertauglich.

Green Gas:
z.B. Begadi Green Gas, Begadi Power Gas, Protech Gas, Swiss Arms Extreme Gas, H&K Power Gas, Walther Airsoft Gas, Elite Force Airsoft Gas

Diese Gase sind stark und sollten nur in Vollmetallwaffen verwendet werden und sind teilweise wintertauglich.

Starkes Gas:
z.B. CO², Red Gas, Black Gas

CO² ist wintertauglich, jedoch sehr stark und oft in Kurzwaffen für geringe Entfernungen zu stark, es gibt jedoch immer mehr CO² Kurzwaffen die von der Leistung auf dem Niveau von Greengas liegen. Red Gas erfüllt nicht die EU Sicherheitsrichtlinien und ist daher nicht mehr erhältlich.

Um das richtige Gas für die eigene Waffe zu finden kann man entweder auf die Erfahrungen anderer Spieler mit dem selben Modell zurückgreifen, oder man tastet sich langsam mit dem schwächsten Gas beginnend an das optimale Gas heran. Dieses ist gefunden, wenn der Schlitten vollständig repetiert, der Schlittenfang immer funktioniert und kein Gas beim Schießen entweicht.

Wintertauglich:

Dieser Begriff findet sich bei vielen Gassorten, jedoch sind ab 10° abwärts Gaswaffen kaum noch spielbar, unabhängig davon, welches Gas verwendet wird.


Cooldown Effekt:
Der Cooldown Effekt tritt bei niedrigen Temperaturen oder sehr schnellen Schussfolgen auf. Das Gas kühlt dabei das Magazin immer stärker ab, je kälter das Magazin wird, umso länger dauert es, bis das Gas vom flüssigen in den gasförmigen Zustand übergehen kann, wodurch auch die Schussleistung und die Präzision abnimmt. Wird das Magazin noch kälter, ziehen sich die Gummidichtungen zusammen und es kann vorkommen, dass sich das Gas mit einem mal entleert.
Ein beginnender Cool Down lässt sich am Magazin gut erkennen, umso kälter das Magazin umso wahrscheinlicher ist der Cool Down Effekt. Je kälter die Außentemperatur umso wahrscheinlicher ist der Cool Down Effekt, entgegenwirken kann man, in dem man die Magazine nah am Körper mit sich führt, um sie zu wärmen und nur langsame Schussfolgen schießt. Auch die Qualität der Dichtungen und Internals spielt eine Rolle beim Cool Down Effekt.

Tritt der Cool Down Effekt bei CO² Waffen auf ist besondere Vorsicht geboten, denn durch das Entleeren der kompletten CO² Kartusche können Teile der Waffe vereisen, diese Teile sollten nicht mehr mit der nackten Haut in Kontakt kommen.

Generell sind Temperaturen unterhalb von 10°C ein Problem für Gaswaffen, aufgrund des sich verschiebenden Aggregatzustands und der sich ändernden Ausdehnung des Gases kommt es zu Funktionsproblemen und Leistungseinbußen. NBBs werden durch ihre Kunststoffhülle und des geringeren Metallanteils vor der Kälte relativ gut geschützt, während der Metallanteil bei den GBBs wie ein Beschleuniger wirkt.

Kriterien die bei der Auswahl der Gaswaffe eine Rolle spielen:

Spieler:
Zum Spielen sollte die Kurzwaffe nicht stärker als 1 Joule sein, denn diese werden meist auf kurze Distanzen eingesetzt und sollen für den Gegenspieler kein unnötiges Risiko darstellen. Inzwischen gibt es einige CO² Kurzwaffen unter 1 Joule, jedoch ist bei einigen Events immer noch CO² für Kurzwaffen verboten. Beim Spielen ist immer auch der Tarnfaktor zu beachten, eine chrompolierte Pistole ist hier wenig sinnvoll.

Training:
Zum Trainieren kann man theoretisch jede GBB/NBB verwenden, auch starke Waffen.

AIPSC:
Beim Airsoft IPSC werden die Waffen technisch und optisch oft stark modifiziert, hier sollte man darauf achten, dass man ein Modell auswählt, für welches auch genügend Tuningteile verfügbar sind. Außerdem muss die Waffe dem AIPSC Reglement entsprechen.

GBB oder NBB:
Die Vor- und Nachteile wurden bereits aufgeführt, man sollte bei der Wahl überlegen was einem persönlich wichtiger ist.



Wartung und Pflege:
Alle Gaswaffen müssen regelmäßig gewartet werden, dazu gibt es spezielle Mittel, welche meistens einen Silikonanteil aufweisen. Normales Öl oder gar Pflegemittel die für scharfe Waffen gedacht sind, dürfen auf keinen Fall für Gaswaffen verwendet werden, da deren Inhaltsstoffe die Dichtungen angreifen.

Teile die keine Dichtungen enthalten, wie z.B. die Abzugsgruppe können mit Fett oder Waffenöl behandelt werden. Hierbei sollte man beachten, dass am Fett und Öl Dreck hängen bleibt, daher sollte man es nur in kleinen Mengen verwenden.

Die Dichtungen am Magazin (Einlassventil, Auslassventil und Ausströmdichtung) sollten gut mit Silikonöl oder Silikonfett behandelt werden. Bei CO² Waffen muss zusätzlich die Dichtung am Anstechdorn der CO² Kapsel berücksichtigt werden.

Werden Magazine gelagert sollte ein kleiner Anteil Gas im Magazin verbleiben, damit die Dichtungen unter Druck bleiben, dies schützt die Dichtungen vor dem Austrocknen. Bei CO² Waffen ist dies nicht nötig, da hier das Gas nicht aus einem „Zwischenspeicher“ sondern direkt aus der Kartusche entnommen wird. CO² Waffen sollten niemals mit einer eingesetzten Kartusche gelagert werden, da der hohe Druck die Dichtungen überlasten kann.

Gaswaffen können intern auch gut mit Maintenance Gas gepflegt werden, dazu wird das Magazin mit dem Gas gefüllt und ein paar Schüsse abgegeben. Für CO² Waffen gibt es spezielle Pflegekartuschen.

Selbstverständlich müssen Gaswaffen auch von Verschmutzungen (Dreck, Sand …) befreit werden um eine einwandfreie Funktion zu gewährleisten.

Empfohlene Youtube Videos
Abdichten eines Gas/Co2 Magazins (REAPERs Airsoft)
Reperatur eines Gas Magazins (Q-Airsoft)